Sunday, December 13, 2009

Wo hoert unser Beruf eigentlich auf?

Eine Frage welche ich mir in letzter Zeit immer oefter stelle. Vor 10 Jahren war mein Aufgabenbereich eigentlich ziemlich genau definiert, der Job war erledigt wenn ich die fertigen DIAS abgeliefert habe. Mittlerweile sieht das etwas anders aus. Dieser Tage z.bsp. war ich damit beschaeftigt, personalisierte Weihnachtskarten fuer einen Kunden zu erstellen, inklusive bedruckten Umschlaegen. Sollte das aber nicht die Ortsansaessige Druckerei machen? Eigentlich schon, denn so gesehen habe ich einer Druckerei einen Auftrag abgenommen. Besagter Kunde laesst ja nicht zum ersten mal Weihnachtskarten machen. Andererseits wiederum: Seit geraumer Zeit schicken die hiesigen Druckereien Ihre Angestellten mit Nikon DSLR bewaffnet zum Kunden um die Bilder selber zu machen, zum Teil eher schlecht als recht...
Der dreisteste Vertreter hat einen Fotografen eingestellt, ist mit diesem 3 Monate lang alle wichtigen Punkte abgefahren, mit Laptop bewaffnet die Bilder gleich auf seinen eigenen Rechner gezogen um dann nach 3 Monatiger getaner Arbeit den Fotografen wieder zu feuern und die Dateien zu behalten. Fragt da einer wieviele Auftraege mir denn dadurch schon verloren gegangen sind? Also, gleiches Recht fuer alle...
Wenn man den Fotografen langsam die Lebensgrundlage entzieht, ist es doch nicht verwunderlich das selbige sich in anderen Bereichen etablieren und Ihr Angebot an Dienstleistungen erweitern um am Ball bleiben zu koennen, oder sehe ich da was falsch?
Mein Kunde sieht das viel praktischer:
Er ist mit meiner Arbeit zufrieden und muss nur einen Anruf taetigen, denn ich habe ja alles Bildmaterial was er braucht, da ich sein Fotograf bin. Zudem habe ich berufsbedingt Kontakte zu Graphikern, Druckereien und fuer Kleinauflagen auch selbst einen Farblaser ( die hiesigen Druckereien nutzen da auch nix anderes) .
Also, wo hoert unser Beruf eigentlich auf?
Oder besser gefragt: Sollen wir weiter auf der Stelle treten oder uns doch lieber vielseitiger Praesentieren?

Die besagte Weihnachtskarte:

8 comments:

  1. Ein Fotograf ist heutzutage jemand wie viele andere auch, er verbringt die meiste Zeit an einem Bildschirmarbeitsplatz.

    Wo und wann ist das spezielle know how eines technisch ausgebildeten und versierten Fotografen und ein geschultes Auge noch gefragt? Und im Vergleich zu wem? Zum Designer? Zum Mediengestalter? Zum ....? Wer will dafür noch bezahlen. Aus welchem Anlaß heraus?

    In der künstlerischen Fotografie? Wenn es um das Transportieren eines speziellen Bildes/Images bei Imagekampagnen geht (Unternehmen, Produkte, Mode, Dienstleistungsbereiche, Länder)?
    Oder weil ein für mich besonders wichtiges Lebensereignis bestmöglich festgehalten werden soll? Als Lehrer bei Fotografiekursen? Oder werden Fotografen nur noch als willige Körper im harten Rambo-Einsatz an der "Front" (Sport, Ereignisse, Pressekonferenz, Krieg usw.) gebraucht, denen die Ergebnisse sofort entrissen und in einer digitalen Kette woanders wertschöpfend weiterverarbeitet werden?

    Für was also noch Fotografen? Ein weltweites Heer von mittlerweile ständig alles und jeden mit ihren Umweltscannern fotografierenden und filmenden "Ameisen" steht bereit, ausgerüstet mit erstaunlich gut funktionierenden digitalem Foto-& Videoequipment, das Chips und Software enthält, um Bilder in technisch einwandfreier optimierter Qualität nach wenigen Sekundem zur Verfügung zu stellen, wenn es sein muß mit Ortsangabe per Funk oder Internet gleich für den Rest der Welt.

    Technisch gute digitale Bilder gibt es weltweit mehr als genug. Ich habe das ja am Beispiel der Flickr Plattform im Internet mal vorgerechnet. Mit Hilfe von relativ preiswert erhältlichen Computern und Softwareprodukten, die im Halbjahres- bis Jahresrhythmus ständig und stets besser und billiger das – technische – Fotografie know how aufsaugen, verinnerlichen und bedienerfreundlich abbilden.

    Wer mal überlegt, wieviel Mannjahre Entwicklungskapazität bei Softwarefirmen und wieviel Unterstützungskapazität durch Freiwillige bei den Betatests mittlerweile in den modernen Softwareprodukten steckt, kann erahnen, wohin der Zug geht. Das know how wird aus dem willigen Ameisen-Kollektiv extrahiert und dann wieder an die verkauft, die bereit sind, für diese Softwareprodukte zu zahlen. Raus aus den Hirnen, rein in die Softwareprodukte!

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  2. Teil 2, weiter geht's

    Wir sammeln es von allen, ihr kriegt es von uns dann für Geld wieder.
    Bitte sammelt, sammelt, sammelt. Und heute bitteschön gleich mit GPS Daten. Das erleichert dann das Angebot von Bilddaten ungemein.
    Da steht eine ungeheure Revolution ins Haus! Ich vermute, daß in absehbarer Zeit Kameras, sozusagen zum "Anfixen" nur noch – wie heute bereits bei vielen Handys der Fall – für 0,- Euro abgegeben werden.

    Kommt zu uns, auf unsere Foto- oder Videoplattform! Noch bessere Fotos, optimiert und korrigiert nach allen Regeln der Kunst - für noch mehr Bilddatenbanken und Bildplattformen im Internet, die sich gegenseitig den Rang (im Unterbieten von Preisen) ablaufen, die Fotografie als Broterwerb für den Lebensunterhalt eines Fotografen systematisch vernichten.

    Fazit für clevere, betriebswirtschaftlich geschulte Geschäftemacher:
    Fotograf ist man nicht, Fotografierende/Fotografen bzw. Fotoprodukte liefernde Menschen hält man sich bzw. bedient kostenpflichtig deren Bedürfnisse!

    Denn was gibt es tolleres, als daß ein narzisstisch veranlagtes Ego sagen kann: schaut her, ich habe ein Bild verkauft! An diese Zeitung oder diesen Verlag. (egal ob für 79,99 oder für 2,99 Euro) Hier schau her, hier ist es!
    Implizierter Tenor: Ich bin wichtig! Und vor allem: Ich bin gut!!
    Menschen, die so denken, sind leicht zu manipulieren, da sie sehr vom Urteil anderer abhängig sind, bzw. ihren Wert oder den Wert ihrer Arbeit durch andere definieren lassen.

    Je größer die Flut an Bildern, desto mehr werden sie Nebensache, schnell prozessierbares digitales Material mit beliebig schnellem Verfallsdatum. Ein Strom der nicht abreißt, jederzeit verfügbare Massenware, Billigware, halt nix besonderes mehr!

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  3. Tja Peter,
    manchmal denke ich auch drueber nach ob es nicht lukrativer ist meine fotografischen Kenntnisse in den Dienst anderer Fotografen zu stellen indem ich massgeschneiderte Loesungen fuer den Bildverkauf anbiete, z.sp. ueber die eigene Webseite, oder ein Portal u.s.w.

    Zu deinem Kommentar:
    Zitat: "...Menschen, die so denken, sind leicht zu manipulieren, da sie sehr vom Urteil anderer abhängig sind, bzw. ihren Wert oder den Wert ihrer Arbeit durch andere definieren lassen."

    Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Der Wert einer Arbeit wird zwangslaeufig durch jemand anders definiert, naemlich durch denjenigen der bereit ist den Preis dafuer zu bezahlen.

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  4. für was noch fotografen ?

    ich kanns dir sagen warum

    weil...ich nachts um drei uhr aufstehe wenn ich angerufen werde

    weil.....ich immer, aber wiklich immer erreichbar bin.

    weil...ich weiß was ich tue

    weil....ich besser bin als irgendein knipser

    weil....ich von unterwegs sende

    weil.....meine handy nr. und nicht "deine" bei den redaktionsleitern und redakteuren an oberster stelle steht.

    weil...ich alles fotografieren kann, ob unfall, bundeskanzler, miss germany oder die alte oma an der ecke.

    dies alles und noch viel mehr macht den PROFI aus.....und so wird es immer bleiben

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  5. peter....wer sucht in den massen von fotos die du voraussagst die besten raus....wie ich sehe warst du noch nie in einer redaktion.

    in einer redaktion hat man alles nur keine zeit, da werden vielleicht die ersten 10 fotos angeschaut, das wars ...am ende wird auf bekannte fotografen zurückgegriffen.

    als ich dafür zuständig war, wurden nur fotos von bekannten fotografen genommen....und warum...weißt du ob das stimmt was dir der unbekannte fotograf xy zusendet...kann alles ein fake sein.
    da wird sich keine seriöse zeitung drauf einlassen

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  6. @Horst,
    das sehe ich genauso,es gibt gute Gruende uns zu buchen...
    Aber Peter hat auch nicht ganz unrecht. Die Bilddatenbanken schiessen wie Pilze aus dem Boden, wir sollen immer mehr Arbeit machen fuers gleiche Geld, wennmoeglich auch noch guenstiger... Druckereien schicken Lehrlinge mit ner Digiknipse los um Prospektbilder zu machen, die oftmals besch... gemacht sind, und immer mehr Kunden sagen "passt schon, wenn ich den Fotografen nicht bezahlen muss".

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  7. Sicherlich wird sich eine Redaktion nicht durch die Flickr massen wuehlen, wenn der Tag mal kommen sollte, dann haeng ich meine Nikon aber lieber an den Nagel!! HAhaha...

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  8. Zitat von Horst: "peter....wer sucht in den massen von fotos die du voraussagst die besten raus....wie ich sehe warst du noch nie in einer redaktion.

    in einer redaktion hat man alles nur keine zeit, da werden vielleicht die ersten 10 fotos angeschaut, das wars ...am ende wird auf bekannte fotografen zurückgegriffen."

    Dem stimme ich zu.

    Als es noch Dias und Prints gab, da landeten die entweder im Sheet eins nach dem andern auf'm Leuchtpult. Kreuz mit rotem Fettstift, was in Frage kam.

    Oder, flutsch, flutsch, flutsch, die Prints durch. Jedes, das geeignet erschien, rechts raus auf einen separaten Haufen.

    Digital sind's heute die ersten ca. 20 bis 30 Ergebnisse in der Datenbank.

    Ich kenne die analoge Variante noch aus eigener Erfahrung. Ich habe 88 und 89 als Pauschalist die Redaktion einer Wassersportzeitschrift gemacht.

    Aufträge haben von mir nur langjährig bewährte Freie gekriegt. Weil: wenn einer Sch... abgeliefert hat, "Nachschießen" war nicht drin. Schon aus Kostengründen nicht. Und einen Flop hatte ich gegenüber meinem Herausgeber zu vertreten. Das hätte der mir vom Honorar abgezogen. Ich war auch "nur" Freier.

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